Entlastung oder Extrakosten? Das Wichtigste für Mieter zur neuen Gasumlage 


von Eszter Rohacsek

Die Energiekrise und der Stress von hohen Rechnungen sitzt bereits weit vor dem Winter im Nacken der Verbraucherinnen und Verbraucher. Aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges liefert Russland deutlich weniger Gas nach Westeuropa. Wann der Gashahn wieder aufgedreht wird, ist ungewiss. Die Versorgung mit Erdgas in Deutschland muss aber weiterhin sichergestellt werden. Die Verwendung von Erdgas ist nämlich vielfältig und dadurch unerlässlich: für die Warmwasserbereitung, als Brennstoff, zum Kochen, in der Landwirtschaft als Dünger und in der Industrie als Energielieferant. 

Für überteuerte Preise müssen deutsche Gasimporteure Ersatzquellen beschaffen. Der Gasmarkt muss stabilisiert werden, weshalb die Bundesregierung Unterstützung in Form einer Umlage anbietet. Die Umlage soll ab dem 01. Oktober 2022 als finanzieller Ausgleich dienen.
Was genau durch die Gasumlage auf uns zukommt, lesen Sie in diesem Artikel. 



Was ist die Gasumlage?


Umlagen in der Wirtschaft dienen im Allgemeinen zur Finanzierung von Ausgleichszahlungen. Mit einer Umlage ist immer die Verteilung von Kosten gemeint. Die baldige Gasumlage in Deutschland ist eine Folge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Russland verursacht eine künstliche Energieknappheit, eine Verengung, und versorgt die westlichen, von Russland energetisch abhängigen Länder mit weniger Erdgas. Die deutsche Regierung muss nach Lösungen suchen, um die notwendige Energieversorgung weiterhin garantieren zu können. Ziel der Gasumlage ist, die langfristige Sicherung der Wärme- und Energieversorgung in Deutschland trotz der von der jetzigen politischen und wirtschaftlichen Lage verursachten hohen Preise. Es soll den Gasmarkt stabilisieren und die Lasten fair zwischen Importeure/Anbieter und Verbraucher aufzuteilen.

Die Gasumlage dient in Form einer Preisanpassung zur Stabilisierung des Gasmarkts. Die Regierung hält diesen Schritt für notwendig, um in den privaten Haushalten und der Wirtschaft die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten.
Die Gasumlage bedeutet erstmal zwar Extrakosten für die Haushalte, sorgt aber für eine spätere Entlastung. Die erste Etappe der Gasumlage beträgt 2,419 ct/kWh (=cent pro Kilowattstunde) für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Beteiligung kann alle 3 Monate angepasst werden. Die Umlage kann am Anfang finanzielle Belastung für Familien mit sich bringen, die jährlich sogar die mehreren hundert Euro erreichen können. Für solche Fälle wird die Regierung aber weitere Entlastungsmaßnahmen für Verbraucherinnen und Verbraucher treffen und Unterstützung bieten.

Gasumlage auf einen Blick:

  • eine Folge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine.
  • ab 01.Oktober 2022 in Kraft
  • erstmal bis April 2024 Gültigkeit
  • Die erste Etappe der Gasumlage beträgt 2,419 ct/kWh


  • Wer muss die Gasumlage zahlen?


    Kurz gesagt: Wir alle zahlen die Gasumlage. Die Zusatzkosten, die beim Einkauf von Ersatzgas anfallen, werden mittels der Gasumlage auf Verbraucher und Verbraucherinnen verteilt. Die Gasversorgung ist zwar jetzt schon betroffen, bis Ende September tragen die Unternehmen die höheren Kosten aber ausschließlich alleine, ohne Beteiligung der Gasverbraucher. Ab Herbst steigen auch Verbraucher mit ein. Die erste Etappe der Gasumlage beträgt 2,419 ct/kWh.

    Wann wir die Gasumlage zahlen müssen


    Auf der Seite der Bundesregierung wurde am Montag, den 15. August 2022 mitgeteilt, dass das Energiesicherungsgesetz eine Preisanpassung möglich macht und vorsieht. Die Zusatzkosten, die beim Einkauf von Ersatzgas anfallen, können seitdem mittels einer Umlage auf Gasverbraucher verteilt werden. Die Bundesregierung hat am 4. August die hierfür notwendige Gaspreisanpassungsverordnung beschlossen. Sie ist bereits am 9. August 2022 in Kraft getreten.

    Die Regelung zur Gasumlage wird sehr bald aktuell. Ab dem 01.Oktober 2022 tritt sie für Verbraucherinnen und Verbraucher in Kraft. Sie hat erstmal bis April 2024 Gültigkeit, wobei der Betrag alle 3 Monate rechtlich erlaubt angepasst werden darf, um mit den politisch bedingten wirtschaftlichen Änderungen mitzuhalten.
    Das heißt, wenn der Zuschlag der Umlage nicht mit den steigenden Preisen mithält, kann sie nochmals erhöht und im Gegenfall verringert werden. Es hängt davon ab, inwieweit die Gasimportmengen weiterhin von Russland verringert werden und davon, wie lange der Russland-Ukraine-Krieg dauert.

    Die Umlage soll ab 1. Oktober 2022 bei allen Gasverbrauchern erhoben werden, sodass wir den extra Betrag ab dann auf unseren Rechnungen monatlich sehen können und dafür aufkommen müssen. Die Zahlung der Umlage endet – nach Stand September 2022 – am 1. April 2024. Die Abrechnung erfolgt bis zum 30. September 2024.


    Welche Kosten Mietende erwarten können: Beispielrechnung


    Der durchschnittliche Gasverbrauch liegt im Allgemeinen an der Wohnung- und Haushaltsgröße. Je größer ist die Wohnung, desto schwieriger ist es sie im Winter vollständig beheizt zu bekommen.
    Die Anzahl der in der Wohnung oder im Haus Wohnenden ist auch ein entscheidender Faktor: Wie viel wird gekocht? Wie oft und wie lange wird geduscht? Je mehr verdienende Personen zusammen wohnen, desto geringer ist die Einzelbeteiligung.
    Wie viel Gas man tatsächlich verbraucht, liegt auch an den eigenen Bedürfnissen und wie bewusst man mit der Energie umgeht, wie sparsam man ist.

    PersonenWohnfläche qmkWh pro JahrJährliche Extrakosten
    👤505000149 €
    👤👤10012.000 257 €
    👤👤👤Familie mit Kind18020.000595 €

    Eine allein wohnende deutsche Person in einer 50 qm-großen Wohnung verbraucht in der Regel 5000 kWh pro Jahr. Die Gasumlage bedeutet in ihrem Fall jährlich 149 €, monatlich etwas mehr als 12 € mehr.
    Ein Zwei-Person-Haushalt mit einer Wohnfläche von 100 qm nimmt jährlich ungefähr 12.000 kWh Gas in Anspruch. Sie müssen jährlich mit 257 € mehr rechnen.
    Eine Familie mit Kind verbraucht im Durchschnitt 20.000 kWh pro Jahr auf einer Durchschnittswohnfläche von 180 qm. Der Betrag der Gasumlage beträgt in ihrem Fall jährlich 595 €, was auf einer monatlichen Basis 49,58 € mehr sind.
    In einem noch größeren Haus mit mehr oder drei Kindern kann diese Summe sogar die 1000 € übersteigen, was 83 € Plus im Monat bedeutet.

    Um die Gasumlage und auch die steigenden Preise kommen wir erstmal nicht drum herum. Dennoch lohnt es sich, aufmerksam in die eignen Nebenkostenabrechnung oder eine Aufforderung zur Nachzahlung zu schauen. Eine Erhöhung der Nebenkostenabschläge muss formal korrekt sein. Und auch in Nebenkostenabrechnungen finden sich viele Fehler. Hier lohnt sich ein Blick. Und im Zweifel sollte man beides von einem Anwalt prüfen lassen.

    Hätten Sie gedacht, dass etwa jede zweite Nebenkostenabrechnung Fehler enthält?

    Für Mieter lohnt es sich in jedem Fall die Betriebskostenabrechnung prüfen zu lassen: War die Abrechnung zu hoch, bekommt der Mieter Geld zurück. War die Abrechnung zu niedrig, muss nur der erste (niedrigere) Rechnungsbetrag bezahlt werden. Kam die Abrechnung zu spät, muss gar nichts nachgezahlt werden! Es sei denn, der Vermieter trägt keine Schuld für die Verspätung.

    Wir lassen Sie mit Ihrer Nebenkostenabrechnung nicht allein! Für MieterEngel Mitglieder ist die Prüfung der Nebenkostenabrechnung in jedem Jahr der Mitgliedschaft enthalten. Unsere Partneranwälte nehmen alle Kostenpositionen unter die Lupe und fassen das Ergebnis der Prüfung in einem Prüfungsbericht für Sie zusammen.

    Die hier und in unseren Ratgebern aufgeführten Informationen sollen als erste Orientierung gelten. Sie sind mit großer Sorgfalt für Sie recherchiert, ersetzen jedoch keine individuelle oder verbindliche Rechtsberatung. Um auf Ihre spezifische Situation, Ihr Problem und insbesondere Ihren Mietvertrag eingehen und Sie bestmöglich beraten zu können, empfehlen wir eine Beratung mit einem unserer Partneranwältinnen oder -anwälte. Hier beraten Sie Profis mit langjähriger Erfahrung im Mietrecht zu all Ihren Problemen. Und das für einen jährlichen Beitrag, ohne Extrakosten. Mehr Infos. 

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